Nein, auf der «Spiegel»-Redaktion feiern sie keine frohen Weihnachten. Das deutsche Nachrichtenmagazin hat einen Betrugsfall im eigenen Haus aufgedeckt und gestern publik gemacht. Der preisgekrönte Reporter Claas Relotius habe in «grossem Umfang seine eigenen Geschichten gefälscht und Protagonisten erfunden», heisst es auf dem Onlineportal des Magazins. Nach anfänglichem Leugnen habe Relotius eingeräumt, viele Passagen in seinen Texten frei erfunden und Fakten verzerrt zu haben; Protagonisten, die er in seinen Storys zitiert habe, sei er gar nie begegnet. Erst vor wenigen Wochen erhielt Relotius den Deutschen Reporterpreis für eine Geschichte über einen syrischen Buben, der angeblich meinte, durch einen Streich den Bürgerkrieg ausgelöst zu haben. Die Begründung der Jury wirkt aus heutiger Sicht nur noch absurd, wie die «NZZ» richtigerweise schreibt: Relotius’ Reportage, so die Jury damals, sei ein Text «von beispielloser Leichtigkeit, Dichte und Relevanz, der nie offenlässt, auf welchen Quellen er basiert». Tja …

 

Fakt ist: Der Schaden ist angerichtet und für die gesamte schreibende Zunft immens. Fakt ist auch: Sämtliche Verschwörungstheroretiker dürfen im Chor «Fake-News!» skandieren. Und für einmal darf ihnen kein Mensch widersprechen.

 

Nichts wie her also mit dem Kontrastprogramm aus garantiert grundehrlicher und buchstabenfreundlicher Haltung: Die aktuelle Weihnachtskolumne von Meinrad Kofmel im «Anzeiger Thal Gäu Olten». Definitiv nicht nichts, oder? Wer mehr von der Edelfeder lesen möchte, kann sich hier erlaben. Doch aufgepasst: In meiner Lieblingsrubrik vom «Kofi», dem Giftschrank, gehts mitnichten weihnachtlich zu und her.