chiliLetter 2/2019
    

 

 








 

 
  

Liebe Leserin
Lieber Leser

Ich wollte erst darüber schreiben, ob Fasnacht politisch korrekt sein muss. Wo doch meine Heimatgemeinde im solothurnischen Egerkingen sich während der närrischen Tage nicht mehr nennen soll, wie sie dies seit Jahrzehnten zu tun pflegt: «Negerchinge». Aber erstens steht es mir als nicht aktivem Fasnächtler nicht zu, die Thematik zu vertiefen. Und zweitens hat mich folgende Meldung im «Blick» in viel höherem Masse beschäftigt: An einer Primarschule im Thurgau hat eine Lehrerin Bilder aus dem Unterricht auf Instagram publiziert und sich mit Emojis über Schüler lustig gemacht, die nachsitzen mussten. Einen der Schüler hat sie als «Stammkunde Nr. 1» betitelt und auf einem anderen Bild den Fortschritt einer Strafarbeit «gewürdigt». Ein weiteres Foto ihrer Instagram-Story zeigt die Prüfungsantwort eines Schülers, von der Lehrerin mit einem sarkastischen Emoji versehen.
 
Die Schulleitung hat sich zwar bei den Eltern für das «Missgeschick» entschuldigt, die Fotos subito entfernen lassen und die Thematik intern aufgearbeitet. Dass sie die Lehrerin aber bloss mit einem Social-Media-Verbot bestraft hat, ist ein Witz. Sie hätte mindestens eine dunkelgelbe Karte verdient – und hat als Pädagogin an einer Schule aus meiner Sicht nichts mehr verloren. Just die Schwächsten ihrer Gruppe öffentlich blosszustellen, ist ein kümmerlicher Akt und offenbart gewaltige charakterliche Defizite.
Bleibt anzufügen: Als Vater eines 14-Jährigen durfte ich – nebst vielen tollen und engagierten Lehrkräften – leider auch einige Lehrpersonen von zweifelhaftem menschlichem Format kennenlernen. Läuft hierzulande etwas schief bei der Lehrerausbildung?
 
    

 

Christiane von May
  

Verdiente «Heldin des Alltags»

Als ich zum ersten Mal mit «pro pallium» in Berührung kam und ich mich auf der Website der Institution schlau machte, trieb es mir ob der geschilderten Schicksale sehr rasch die Tränen in die Augen. Das Anliegen der Stiftung ist es, Familien mit schwerstkranken Kindern zu entlasten, zu begleiten und zu vernetzen. Wunderbar, dass Christiane von May, die Gründerin der Stiftung, vergangenen Freitag im Rahmen einer Aktion von Radio SRF 1, «Schweiz aktuell» und dem «Migros-Magazin» zur «Heldin des Alltags» gekürt worden ist. (Video Preisverleihung)
Als sie ihre krebskranke Pflegetochter Andrea in den Tod begleitete, fiel ihr auf, dass es weder in Deutschland noch in der Schweiz Betreuungsangebote für todkranke Kinder gibt. Das war in den Neunzigerjahren. Zurück in der Schweiz, gründete Christiane von May «pro pallium».
 
Es ist eine Bereicherung für mein Unternehmen, dass wir ihr Lebenswerk seit einigen Jahren kommunikativ unterstützen dürfen. Die aktuelle mediale Aufmerksamkeit ist ein Segen für diese so wichtige Sache.
 
    

 

  

C’est le ton …

Das geht gar nicht: Wer im Kanton Basel-Landschaft freiwillig seinen Führerausweis deponiert, erhält von der Motorfahrzeugkontrolle eine knochentrockene Bestätigung in bestem Beamtendeutsch und dem bemerkenswerten Satz: «Auch wenn ein Führerausweis der Behörde freiwillig zurückgegeben wird, hat dies dennoch die Wirkung eines Entzuges.» Kein Dankeschön, rein gar nichts. Das ist rein rechtlich zwar rechtens, aber kommunikativ absoluter Nonsens. Verständlich, hats dem 82-Jährigen, der vernünftig genug war, nach 64 Jahren hinter dem Steuer das «Billet» abzugeben, den Hut gelupft ob solch einer Replik. In Basel-Stadt – «Möglicherweise ist Ihnen diese Entscheidung schwer gefallen, sie zeugt jedoch von grossem Verantwortungsbewusstsein» – oder im Kanton Luzern – «Wir gratulieren Ihnen zu diesem Schritt» – pflegen die Strassenverkehrsämter den Dialog mit weisen Greisen schon heute vorbildlich.
 
     

 

Knackeboul
  

Wortklang, die Zweitletzte

Ein Kulturtipp zum Schluss: Die zehnte Saison der Musik- und Lesebühne «Wortklang» ist zugleich die letzte in dieser Form. Diesen Donnerstag, 7. März, findet in der Oltner Vario Bar der zweitletzte Abend der Jubiläumssaison statt, diesmal mit Knackeboul (Bild), Dalibor Markovic und Tobias Hoffmann. Reservation für die Veranstaltung ab 20.15 Uhr dringend empfohlen: www.wortklang.ch
    
   
Ich wünsche allen sehr viel Frühling im März.

Wolfgang Niklaus  
Geschäftsführer chilimedia GmbH