chiliLetter 1/2020
    

 

 








 

 
  

Liebe Leserin
Lieber Leser

Ich mag Ghostwriting sehr. Eine ebenso kreative wie anspruchsvolle Schreibdisziplin. Und ein äusserst diskretes Geschäft. Die Wenigsten meiner Kundinnen und Kunden haben das Bedürfnis, diesbezüglich geoutet zu werden. Auch wenn es überhaupt nicht peinlich ist, nicht die notwendige Zeit oder das entsprechende Talent zu haben, um ein Vorwort, eine Rede, eine Laudatio oder dergleichen zu schreiben.
Ghostwriting ist viel verbreiteter, als man meinen könnte. Bekannte Beispiele sind ein Peter Bichsel, der Reden schrieb für Bundesrat Willi Ritschard. Oder ein Balts Nill von Stiller Has, der Moritz Leuenberger in dessen Präsidialjahr entsprechend unterstützte. Der Beispiele wären noch viele mehr.
 
Wenn ich als Autor im Auftrag einer anderen Person einen Text verfasse, versetze ich mich stets zu hundert Prozent in den jeweiligen Menschen. Und frage mich: Welche Botschaft will ich welchem Publikum in dessen Namen mitteilen? Und auf welche Weise? Das ist dann ein bisschen einfacher, wenn ich diesen Menschen gut kenne, gut «spüre», womöglich für sie oder ihn schon öfter als Ghostwriter im Einsatz stand. Umso grösser die Herausforderung, wenn ich für jemanden zum allerersten Mal schreibenderweise ins Geisterkostüm schlüpfe. Schliesslich sollte nicht nur der Inhalt des Geschriebenen zur Autorin oder zum Autor passen. Ebenso wichtig ist, dass die ganze Schreibe, dass Stil und Tonalität, authentisch sind. Im Detail gälte es hier dann noch zu unterscheiden, ob es sich um einen Text handelt, der «nur» abgedruckt wird. Oder ob dieser später als Referat vorgetragen wird, was wiederum eine ganz andere Herangehensweise bedingt.
 
Als mich nun vergangene Woche eine langjährige, gute Klientin bat, für ihr Kundenmagazin das Editorial zu verfassen, als Ghostwriter also, habe ich nach den gewünschten Themen gefragt, den Inhalten, wenn auch nur in ein paar Stichworten. Das reicht mir in aller Regel zum Festhalten und als Gerüst für den späteren Text. Sie beschied mir dann aber, zwingend mitzuteilen sei aktuell rein gar nichts und darüber hinaus komme ihr nichts in den Sinn. Kurz: Sie stattete mich fürstlich aus – mit einer Carte blanche! Grüne Wiese, keinerlei Vorgaben, nicht ein einziges Stichwort. Tönt gut – und hat mich für einmal ziemlich ins Grübeln gebracht. Nicht in jedem Fall nämlich ist weniger auch wirklich mehr …
 
Ich hatte (auch) Glück: Die Kundin zeigte sich vom Resultat begeistert. Aber ich bleibe dabei: Die Chose ist eine sehr anspruchsvolle. Umso verwunderter war ich deshalb, als ich bei Wikipedia las, dass das Schaffen als Ghostwriter «keine fest definierten Fähigkeiten» voraussetze. Ach so.
 
    

 

Schweinehunde und Spielverderber
  

Der Tipp: Keine Hemmungen!

Um das Thema Hemmungen gehts in der aktuellen Wechselausstellung im Museum für Kommunikation in Bern: «Schweinehunde und Spielverderber.». Sie läuft noch bis 19. Juli und beleuchtet mit den Hemmungen ein Phänomen, welches unser Zusammenleben und unsere Kommunikation subtil, aber nicht minder nachhaltig, beeinflusst. Im Rahmen der Ausstellung kommen laut Beschrieb Gehemmte und Hemmungslose auf ihre Kosten – wenn das keine Affiche ist. Aus Erfahrung wissen wir, dass wir die Ausstellung in Bern vorbehaltlos empfehlen dürfen. Nichts wie hin!
 
    

 

Fortuna Düsseldorf
  

Purer Zynismus

Vorgestern Abend, 20 Uhr: Der deutsche Fussball-Bundesligist Fortuna Düsseldorf gratuliert seinem Cheftrainer Friedhelm Funkel auf Twitter zur Auszeichnung als Düsselsdorfs Trainer des Jahres. Mittwochvormittag, 10 Uhr, 14 Stunden später also: Der Club setzt den nächsten Tweet ab. Inhalt: Der Vorstand hat beschlossen, Friedhelm Funkel freizustellen.  
Auch wenn die eine Meldung mit der anderen direkt nichts zu tun hat. Es liest sich, untereinander aufgelistet, ganz einfach als purer Zynismus.
 
    
Facebook & Instagram  
Apropos Social Media: Einblicke in unser Schaffen gibts auch auf Facebook und Instagram. Danke fürs Reinschauen, Followen, Liken und Interagieren!
 
Die Tage werden länger. Ich wünsche einen erbaulichen Februar.

Wolfgang Niklaus  
Geschäftsführer chilimedia GmbH