chiliLetter 6/2020
    

 

 








 

 
  

Liebe Leserin
Lieber Leser

Der Hilferuf der Boutiquebesitzerin kam spät. Und war laut. Der Textinhalt ihrer kurz vor Aufschaltung stehenden neuen Website sei ihr fremd, das seien doch nicht sie und ihre Mitarbeiterin, klagte sie gegenüber mir. Sie finde sich in diesen Worten schlicht nicht wieder. Also bat sie mich als langjährigen Bekannten um einen Check.
 
Ich konnte es kurz machen: «Dein Unbehagen ist angebracht, dein Gefühl trügt dich nicht», schrieb ich ihr. Die Texte wertete ich als viel zu unpersönlich und oberflächlich und vor Allgemeinplätzen und Floskeln nur so strotzend, wie aus dem Katalog. Da stand zwar sinngemäss – wie überraschend – wie gut die beiden ihr Handwerk beherrschen. Aber das ganz besondere Ambiente, das ihr Geschäftslokal ausmacht und das man spürt, sobald man ihren Laden betritt, das war mit keinem Komma zu spüren. Ihre beiden so ausgeprägten Persönlichkeiten, die Teil ihres langjährigen Erfolges sind und ihr Schaffen auch als Team ausmachen? Fehlanzeige! Just dies, ihr Alleinstellungsmerkmal quasi, bildete der Text nicht ab. Von sprachlichen Mängeln wollen wir hier erst gar nicht reden.
 
Das Beispiel ist alltäglich. Und genau deshalb so gut. Weil es zeigt, was wir auch in unserer Agentur immer mal wieder zu verstehen kriegen: Einen halbwegs guten Text schreiben, das kann doch jeder, der in der Schule mal eine Fünf im Aufsatz hatte. Deswegen Geld ausgeben für einen professionell verfassten Werbetext im Netz oder im Printprodukt? Nicht doch ... ! – Eine klassische Fehlüberlegung! Wenn die Zielgruppe einmal definiert ist, geht es darum, sich potenziellen Interessenten vorzustellen. Selbstredend seine Produkte und/oder Dienstleistungen anzupreisen. Und erst recht den Spirit, der im Unternehmen herrscht. Dabei ist ein erstklassiger, informativer Text, mit dem wir erst Interesse wecken und Interessierte dann auch abholen, zentral. Texten ist ein Werkzeug. Ein kreatives Werkzeug. Für Profis.
 
Die Texte für besagte Website meiner Bekannten werde ich nun selber verfassen. Die junge Webdesignerin, welcher sie in bester Absicht das volle Paket hatte zukommen lassen, darf sich nun auf Design und Webpublishing konzentrieren. Das macht sie nämlich richtig gut.
 
    

 

Tamedia
  

Wozu denn Kontrolle?

Wir bleiben bei guter Sprache und wechseln von der Werbung in den Journalismus. Es war schon immer die falsche Massnahme, bei der Qualitätssicherung zu sparen. Und doch kommt den Zeitungsfürsten in diesem Lande selten etwas Originelleres in den Sinn. So wurden jüngst bei Tamedia zwei Kündigungen im Korrektorat ausgesprochen. Grund laut dem Portal persoenlich.com: Die Umstellung der Tamedia-Redaktionen auf Mobile First. Will heissen: Künftig sollen alle Artikel nur noch ein einziges Mal, im Rahmen der digitalen Publikation, korrigiert werden. Print-Only-Artikel, Texte also, die ausschliesslich im Printprodukt erscheinen, werden gar nicht mehr auf ihre sprachliche Qualität geprüft.
 
Nun liesse sich hier zynisch anmerken, dass (auch) in den Tamedia-Zeitungen kaum mehr ein Text exklusiv für das Printprodukt verfasst wird, weil die gedruckte Zeitung in den verbliebenen Medienhäusern längst zur lästigen Kostentreiberin im Portfolio geworden ist. Ein teures Anhängsel, welches in Pandemiezeiten vorzüglich dazu taugt, um staatliche Subventionen abzuholen. Aber die Ankündigung von Tamedia, dass man nebst dem vermehrten Einsatz von Rechtschreibeprogrammen darauf zähle, dass die Journalisten «fehlerfrei schreiben», macht denn doch etwas Angst.
 
Intern bekanntgegeben wurden die Entlassungen übrigens offenbar erst nach einem Protestbrief der Personalkommission. Wie hiess es dazu in einer Kommentarspalte? Alles getreu der Familien-Maxime: Qualitätsjournalismus ist, wenn die Dividenden stimmen ...
 
    

 

GiG
  

Konzerte in lauschiger Altstadt

Diese Woche lanciert die Oltner Gruppe im Graben (GiG) ihre verkürzte Saison mit gleich zwei Konzerten. Für all jene, die Olten fälschlicherweise nur von der Durchfahrt kennen, sei gesagt: Aussteigen in der Provinz lohnt sich das ganze Jahr – und speziell für «GiG»-Gigs. Die fünf Konzertmacher hoffen auf die Fortsetzung ihrer Erfolge vom letzten Jahr, wenn auch unter etwas erschwerten Bedingungen aufgrund der Corona-Massnahmen. Dazu gehört, dass ein Gratis-Ticketverkauf über eventfrog.ch läuft, um jeweils die ersten 120 Gäste auf diesem Weg zu erfassen. So viele Sitzplätze vor der Bühne gibt es nämlich. Gratis deshalb, weil man an der Kollekte vor Ort festhalten will. Auch spontane Konzertbesuche sind möglich, dann einfach unter Angabe der Kontaktdaten bei der Eingangskontrolle. Weitere Steh- und Sitzplätze gibt es neben und hinter der Bühne.
 
Diesen Donnerstag wird die Saison mit Countrymusiker Prinz Grizzley eröffnet, am Samstag gibt das Duo Goldschatz seine musikalische Visitenkarte mit mitreissendem Blues-Folk ab. Für das leibliche Wohl vor Ort sorgt das Team vom Café Grogg.
 Alle Infos, auch zu den Schutzmassnahmen, gibts auf der Website.
 
    
   
Ich wünsche allseits einen heissen Juli.

Wolfgang Niklaus  
Geschäftsführer chilimedia GmbH