chiliLetter 8/2020
    

 

 








 

 
  

Liebe Leserin
Lieber Leser

Entschuldige bitte. – Ich bitte Sie um Entschuldigung! – Sorry!
Mir scheint, als komme diese Formulierung langsam aber sicher aus der Mode. Zwei Beispiele aus eigener Erfahrung: Ein Kunde sagt kurzfristig einen Termin ab. Per WhatsApp. Kein Problem, das kann passieren. Was mich irritiert: Er tuts ohne Begründung. Vor allem aber: ohne ein Wort der Entschuldigung.
Zweites Beispiel: Wir haben Handwerker zuhause. Bestandteil der Rechnung nach Erledigung des Auftrags ist auch ein Job, der erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgeführt werden kann. Kein Problem, wir bezahlen den Betrag – und erhalten besagten Job später ein zweites Mal in Rechnung gestellt. Sollte definitiv nicht passieren, aber es war bestimmt keine Absicht und geschah im Eifer des Gefechts. So weit, so mangelhaft. Wirklich peinlich ist erst die Reaktion der Chefin und Inhaberin der beauftragten Firma, als ich sie anrufe und auf den Fehler aufmerksam mache: «Aha, dann hat XY (Name Mitarbeiter) das wohl auf dem Rapport falsch eingetragen.» – Stille meinerseits. Aber nicht der Hauch einer Entschuldigung am anderen Ende der Leitung. Ausser eben das Abschieben der Schuld auf den Mitarbeitenden.
 
Mit Verlaub: Das ist ganz übel kommuniziert. Sich zu entschuldigen, ist quasi «Kapitel eins» der Krisenkommunikation. Ein wichtiges und edles noch dazu. Und, wie es scheint, eines der schwierigsten. Weil in unserer von Erfolgsdruck geprägten Welt die irrige Ansicht herumgeistert, sich zu entschuldigen sei ein Eingeständnis von Schwäche. Just das Gegenteil ist der Fall! Gerade im genannten Beispiel hätte die Chefin die Grösse haben sollen, sich souverän vor ihren Angestellten zu stellen und sich im Namen des Unternehmens, in ihrem Namen also, zu entschuldigen. Die Sache wäre gegessen und der Fauxpas vergessen gewesen.
 
Verlernen wir Menschen es, für einen Fehler geradezustehen? Aus Angst, das Gesicht zu verlieren oder das Image sei angekratzt? Na dann: gute Nacht.
 
    

 

St. Peter at Sunset
  

Das Festival

Diesen Donnerstag lassen wir die Katze ein erstes Mal aus dem Sack und füttern die Medien im Lande mit den ersten Acts der Ausgabe 2021, tags darauf geht der Vorverkauf via Ticketcorner los. Die Rede ist vom Festival St. Peter at Sunset im solothurnischen Kestenholz. Dass dieses fünftägige Festival nur alle zwei Jahre stattfindet, war das Glück der Macher rund um Roland Suter. Sie haben die Zeit genutzt und auf der vertraglichen Ebene nachgerüstet, um St. Peter at Sunset «pandemietauglich» zu machen, Abschluss einer entsprechenden Versicherung inklusive. Deshalb und weil im Vorverkauf nur eine beschränkte Anzahl Tickets pro Konzert verfügbar sein wird, erfüllen die Macher sämtliche derzeit gültigen Covid-19-Auflagen von Bund und Kanton. Sollte das Festival 2021 ganz ins Wasser fallen, wird der Ticketpreis vollumfänglich zurückerstattet werden.
Das hofft aktuell natürlich niemand. Wir freuen uns, im Auftrag von Suter & Co. die Medienarbeit auch für die 9. Ausgabe zu machen und diese Woche ein paar Kracher für die «schönste Open-Air-Bühne im Schweizer Mittelland» zu verkünden.
 
    

 

Klickā€¦
  

Gefakte Klicks

Das Phänomen ist nicht neu: Wie das Portal «Pressetext» vermeldet, war 2019 fast ein Drittel des chinesischen Online Traffic im Werbebereich gefälscht. Sprich: Die Marken haben ihre Klick-Rates künstlich aufgebläht, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Das Marktanalyseunternehmen Miaozhen Systems hat den Online-Verkehr von 65‘000 Marketing-Kampagnen von 2‘000 Brands unter die Lupe genommen, die 2019 auf rund 1'200 chinesischen Plattformen liefen. Zu den Kampagnen zählten unter anderem klassische Werbung, Anzeigen in sozialen Medien oder Marketing mit Key Opinion Leaders. In sozialen Medien war fast die Hälfte des Verkehrs unecht. Und von den Followern von Key Opinion Leaders gar deren 57,5 Prozent nicht real ...
Unternehmen können sich künstliche Klicks kaufen, um bei Suchmaschinen wie Google oder im App Store ein gutes Ranking zu erzielen. Vor allem in hart umkämpften Märkten wie China scheint dies verlockend zu sein. Denn je sichtbarer ein Produkt auf den Suchmaschinen, desto mehr User klicken – effektiv! – darauf.
 
    

 

localsearch
  

Bauernfängerei

Noch was zum Kapitel Gauner, Schwindler, Bauernfänger: Websites der Firma Localsearch gibts schon für 1490 Franken. Ein toller Preis, der allerdings einen Haken hat, wie der «Beobachter» schreibt: Hinzu gesellen sich jährlich 990 Franken für den Support, bei einer üblichen Laufzeit dieser Serviceverträge von drei Jahren … Rechne! Wer den Vertrag kündigt, hat also 4460 Franken investiert – und steht ohne Website da. Denn alles, was Localsearch zu retournieren pflegt, sind die Bilder und Texte der Homepage.
 
    
   
Ich wünsche einen realen, unverfälschten Übergang in kühlere Tage.

Wolfgang Niklaus  
Geschäftsführer chilimedia GmbH