chiliLetter 9/2020
    

 

 








 

 
  

Liebe Leserin
Lieber Leser

Ich bin den Weg sprachlich mitgegangen. Zumindest eine Teilstrecke. Habe aus Mitarbeitern Mitarbeitende und aus Studenten Studierende gemacht, wann immer beide Geschlechter gemeint waren – und wann immer ich fand, die Sprache nehme keinen Schaden. Doch die Verwendung des Partizips stösst rasch an ihre Grenzen, Konstrukte wie die Anwohnenden oder Fussgehenden (statt Fussgänger) tun schon beim Hinhören weh. Und sind Zeitgenossen denn nun Zeitgeniessende?
 
Ich habe immer schon die Doppelnennung angewandt, mindestens einmal klar und deutlich zu Beginn eines Textes, und habe von den Wählerinnen und Wählern gesprochen, damit für alle Leserinnen und Leser klar war, dass ich auf den folgenden paar tausend Zeichen immer Männlein und Weiblein mit einschliesse. Das Ansinnen, Frauen bei der Wortwahl nicht zu benachteiligen, ist löblich – und wichtig. Aber ihm sind sprachliche Grenzen gesetzt. Deshalb empfand ich schon die Verwendung des Schrägstrichs (Direktor/-in) oder das Binnen-I (SchülerInnen) als unschön.
 
In jüngster Zeit aber wuchert die Zerstörung unserer Sprache so richtig voran. Mit Gendergap (Schauspieler_innen) und Genderdoppelpunkt (Schauspieler:innen). Und mit meinem persönlichen Liebling, dem Gendersternchen (Schauspieler*innen). Immer häufiger fallen sie auf, die Sternchen. Auch der Duden hat den Begriff nun aufgenommen, explizit nicht im Sinne einer Empfehlung, immerhin, aber weil er «über einen längeren Zeitraum im allgemeinen Sprachgebrauch» verankert sei. Verankert? Zum Glück noch nicht, aber wir sind auf direktem Weg dazu. Kulturinstitutionen, Verwaltungen oder Lehrstätten scheinen sich einen Spass daraus zu machen, die Sprache ad absurdum zu führen. Die Universität Wien etwa hat laut der «NZZ» entschieden, der Genderstern gehöre «zur wertschätzenden Ansprache aller». Dabei wird reichlich moralisch argumentiert: Nur wer die sogenannte inklusive Sprache anerkenne und auch nutze, bekämpfe Diskriminierungen. Im Umkehrschluss heisst dies: Wer sich ihr verweigert, wer das Sternchen nicht nutzt, hat etwas gegen Transmenschen. Das führt offenbar soweit, dass schlechte Noten riskiert, wer in Seminararbeiten nicht vorschriftsgemäss gendert.
 
Zur Erinnerung: Mit dem «*» sollen in Personenbezeichnungen neben männlichen und weiblichen auch weitere Geschlechter und Geschlechtsidentitäten typografisch sichtbar gemacht und einbezogen werden. Einverstanden: In amtlichen Formularen müssen die «nichtbinären Identitäten» zwingend Platz finden. Aber es erscheint reichlich illusorisch, zu glauben, völlig überzogene Sprachnormen würden soziale Realitäten verändern oder politische Versäumnisse ersetzen. Und seien wir doch ehrlich: Die geforderte Kunstpause beim Sprechen, um den Genderstern herauszuhören – Beispiel: Polizist «…» (Pause) «…» innen ist nur eines: irritierend.
 
Mit meiner Haltung bin ich nicht allein. Nach Auffassung der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ist das Gendersternchen weder konform mit den Regeln der deutschen Grammatik noch mit denen der Rechtschreibung. Wie Personenbezeichnungen mit einem Gendersternchen ausgesprochen werden sollen, sei unklar. Für die Sprechenden und die Zuhörerinnen und Zuhörer entstünden so Unsicherheiten. Fazit: Die GfdS rät «ausdrücklich» davon ab, das Gendersternchen und «ähnlich problematische Formen» zu verwenden.
Neckisch: Gegen das Sternchen kämpfen auch einige Feministinnen an. Es mache die Sichtbarmachung der Frau durch das Binnen-I zunichte …
 
Es ist eigentlich simpel, ich zitiere nochmals die GfdS: Die orthografische und grammatische Richtigkeit und Einheitlichkeit, die (Vor-)Lesbarkeit und Verständlichkeit eines Textes stehen über allem – und müssen auch in einer diskriminierungsfreien Sprache gewährleistet sein. Oder wie Birgit Schmid schon im Januar in der «NZZ» schrieb: Die gegenderte Sprache ist von oben verordnet und widerspricht dem Sprachgefühl.
 
Ihr Fazit damals: Die Sprache verkommt zum Stern. Das unterschreibe ich.
 
 
    

 

Top 100
  

Das Magazin

Seit August produzieren wir im Auftrag der «Solothurner Woche» bereits zum 15. Mal das Wirtschaftsmagazin «Top 100», eine jährlich erscheinende Tabloidbroschüre mit Zahlen und Fakten und vielen redaktionellen Zusatzleistungen. Für die Liste der hundert grössten Unternehmen im Kanton Solothurn läuft gegenwärtig die Datenerhebung – wie schon seit mehreren Jahren mittels eigens dazu eingerichteter Online-Plattform. Gut 80 Prozent der Firmen haben ihre Daten bereits erfasst, noch lassen sich keine coronabedingten Trends feststellen. Klar ist aber schon jetzt: Mit 3400 Vollzeitstellen ist die Solothurner Spitäler AG (soH) wiederum mit Abstand grösste Arbeitgeberin, zum 12. Mal und zum vierten Mal in Folge.
 
Am 12. November liegt unser Produkt dann der «Solothurner Woche» und einer Teilauflage des «Anzeiger TGO» bei.
 
    

 

Borna
  

Das Chlaussäckli

«Samichlaus du guete Maa, gäu e mues kei Ruete haa, darf e derföör en Borna-Chlaussack haa…?». So preist die Borna in Rothrist den Samichlaussack an, den sie auf Auftrag herstellt. Die Borna ist eine Arbeits- und Wohngemeinschaft für erwachsene Menschen mit einer psychischen und/oder einer Sinnesbeeinträchtigung. 150 Mitarbeitenden im Erwerbsalter bietet die Institution in ihren geschützten Werkstätten oder im Heimbetrieb eine den individuellen Fähigkeiten angepasste Ausbildung oder Tätigkeit an.
 
Die Chlaussäcke der Borna gibts in diversen Varianten. Bedruckt und abgefüllt werden sie vor Ort, durch Menschen mit einer Beeinträchtigung. Wer bis spätestens 20. November für seine Kunden, Mitarbeitenden, Freunde oder einfach für sich selber bestellt, wird rechtzeitig beliefert. Und tut Gutes.
 
    
   
Ich wünsche einen formidablen Sprung ins Herbstbunt.

Wolfgang Niklaus  
Geschäftsführer chilimedia GmbH