Liebe Leserin
Lieber Leser

So erfreulich der Fakt für uns, so unschön ist er als Indikator: Wir erhalten vermehrt Aufträge, professionelle Stelleninserate zu kreieren. Inserate, die auffallen, das gewisse Etwas mehr bieten, auch aus dem Rahmen fallen – optisch und vor allem auch was den Text, das Wording, betrifft.
 
Diese Anfragen erhalten wir aus den unterschiedlichsten Branchen, nachdem bisher taugliche, halt herkömmliche Inserate nicht fruchteten und teils nicht einmal Bewerbungen provozierten – geschweige denn gute. All diese Profis, ob der Gärtnermeister oder die Podologin, suchen verzweifelt Fachkräfte und finden kaum mehr welche. Das Problem ist nicht neu, hiesige Unternehmen haben seit längerem damit zu kämpfen und laut einer Umfrage von Manpower hatten 2021 mehr als 80 Prozent der Schweizer Arbeitgeber Mühe, offene Stellen mit passenden Köpfen zu besetzen. Aber die Situation spitzt sich zu: Einerseits wegen der demografischen Entwicklung, andererseits wird sich der Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren allein schon aufgrund der Digitalisierung stark verändern, da und dort dürfte kein Stein auf dem anderen bleiben.
 
Gegensteuer geben? Aber sicher doch. Nebst allen gängigen Massnahmen wie der grösseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie und damit dem hehren Versuch, bestmögliche Rahmenbedingungen für die Mitarbeitenden zu schaffen, könnte der Misere vielleicht ein Umdenken in den Köpfen entgegenwirken. Ein verwegener Gedanke, gewiss, und in Zeiten, wo Schein oft mehr ist als Sein, wohl blosses Wunschdenken – aber: Was, wenn Eltern ihre Kids ganz einfach den Beruf erlernen lassen, für den diese Herzblut und womöglich gar Neigungen und Talente mitbringen, statt sie auf Teufel komm raus an die Uni zu prügeln?
 
Taktieren und strategisches Denken bei der Berufswahl der Kinder in Ehren, aber massgeblich sollte doch sein, dass Sohn oder Tochter glücklich sind bei dem, was sie beruflich tun. Und nicht, dass ihre Eltern beim nächsten Schwatz mit dem Nachbarn damit angeben können, dass alle drei Kinder «selbstverständlich» die Kanti besuchen …
    

 

Gianni Infantino
  

Der Emigrant

Immer wenn man denkt, Gianni Infantino könne seine eigene Latte nicht mehr unterbieten, setzt der FIFA-Chef noch einen drauf – pardon: drunter. Gerade hatten wir die News verkraftet, dass der Walliser seinen Lebensmittelpunkt klammheimlich nach Katar verlegt hat. Natürlich vor allem, so die offizielle Darstellung des Weltfussballverbandes nach Enthüllung der Züglete, weil das WM-Projekt Ende dieses Jahres «schwierig» und des Chefs Anwesenheit vor Ort des öfteren gefragt sei. Logisch doch …
 
Ein paar Tage nach dieser Enthüllung hätte Infantino vor dem Europarat in Strassburg bloss eine simple Rede in der Debatte zum Kommissionsbericht «Fussballverwaltung: Wirtschaft und Werte» halten müssen. Doch er nutzte den Auftritt, um zum wiederholten Male für eine WM im Zweijahres-Rhythmus Werbung zu machen – und lief gnadenlos ins Offside. Seine Worte gingen um die Welt, als er die Todeszahlen auf den WM-Baustellen von Katar verharmloste und der Chose die Krone aufsetzte, indem er sagte, mittels häufigerer Austragung der WM könne man afrikanische Migranten vor dem «Tod im Mittelmeer» bewahren ... Was für ein gedankenloser Mist!
 
Normalerweise tropft Kritik am Walliser routinemässig ab. Diesmal nicht: Natürlich wurden seine Bemerkungen «falsch interpretiert» und «aus dem Zusammenhang gerissen», beschied seine flugs angeworfene PR-Maschinerie. Infantino dürfte die Rücktrittsforderungen auch diesmal «überleben», aber der Schaden ist angerichtet, sein eh schon ramponiertes Image völlig zerstört. Macht nichts.
 
An dieser Stelle und mit dem expliziten Hinweis, dass wir nicht jeden Kunden in unserer Datei aufnehmen, sei gesagt: Wir schreiben nicht nur längere Reden, sondern auch kürzere Statements. Oder überarbeiten bereits vorgefasste Texte zumindest so, dass die allergröbsten Fettnäpfchen ausgelassen werden.
    

 

Januarloch
 
  

Das Januarloch

Wir chilis treten ja gerne etwas unkonventioneller auf als der Rest der Branche. Deshalb war von vornherein klar: Unser Kundenmailing würden wir gewiss nicht im Dezember verschicken, wo es in der Masse aller anderen mehr oder minder originellen Advents- und Neujahrskärtchen unterginge, sondern erst im Januar. Das Setting mit dem «Januarloch» also war gegeben, den Portoaufschlag der Post nahmen wir zum Anlass, unserer Karte einige 5- und 10-Rappenmarken beizulegen. Dass die Post mit ihrem eigenen und nicht geplanten Januarloch im Onlineshop unsere Marken zum höchst begehrten Gut erhob, setzte unserem Gag die Krone auf.
 
Die Reaktionen von Kundenseite auf unsere Aktion waren schlicht überwältigend. Ein wirklich schöner Start ins neue Jahr.
    
   
Ich wünsche auch ohne Fasnacht reichlich Konfetti.

Wolfgang Niklaus  
Geschäftsführer chilimedia GmbH