Liebe Leserin
Lieber Leser

Ich hatte einen Traum. Putin rief mich an und bat mich, ein Kommunikationskonzept für ihn zu erstellen. Krisenkommunikation inklusive. Ihm sei da ein bisschen was aus dem Ruder gelaufen bei einer militärischen Spezialoperation. Nichts Schlimmes zwar, auch wenn der böse Westen was anderes behaupte, aber trotzdem: Ein bisschen Nachschub an klugen Wortkonstruktionen könne er schon gebrauchen.
 
Noch bevor ich erwidern konnte, dass ich nicht jeden Job mache und auch nicht jeder Job machbar sei, weil es zum Beispiel echt schwierig ist, die von ihm propagierte unbürokratische Adoption ukrainischer Waisenkinder in Russland in positivem Licht anzupreisen, wo er doch gleichzeitig ein Kinder- und Geburtenspital in Schutt und Asche legt – noch bevor ich ihm also antworten konnte, bin ich aufgewacht. Besser so.
 
Schweissgebadet las ich das Interview mit Medien- und Kommunikationsforscher Bernhard Pörksen, der in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» festhielt, das Blutbild des gescheiterten, verlogenen, unberechenbaren Diktators werde an Putin kleben bleiben. Zwar könne er den Krieg gegen die Ukraine militärisch gewinnen, sagt der Professor aus Tübingen, aber: «In der zweiten Wirklichkeit der Kommunikation hat er diesen Krieg verloren und eine Besinnung auf die universalen Werte der Aufklärung und der Menschenrechte im Westen ausgelöst.» Eine Rehabilitierung des russischen Präsidenten hält Pörksen für ausgeschlossen.
 
Seine hohen Zustimmungswerte in Russland sichere sich Putin durch eine «sektiererisch-totalitäre Kommunikation» mit dem Ziel, Individualität auszulöschen und ein Kollektiv zu formen, das gehorche, anbete und glaube, erklärt Pörksen. Dem ukrainischen Präsidenten Selenskyi indes sei es gelungen, mit seinen Videos und Botschaften über Zeit- und Raumgrenzen hinweg einen Schwarm, ein Konnektiv, zu erschaffen, das durch das Teilen von Informationen entstehe. «Im Netz gilt also: Diktator gegen Schwarm», sagt Pörksen.
 
Vielleicht kneift mich nochmals irgendwer. Und wenn ich aufwache, ist der Krieg in der Ukraine vorbei.
    

 

Medienmitteilung
  

Die dreifache Dosis

Mitunter erhalten wir Medienmitteilungen, die ein freundliches, erträgliches Mass um ein Vielfaches überschreiten. Auf maximal zwei A4-Seiten, besagt die ungeschriebene Regel, sollte zusammengefasst werden können, was wirklich wichtig ist. Kürzlich erhielten wir von der Oltner Stadtkanzlei in unserer Rolle als Redaktion des «Anzeiger Thal Gäu Olten» knappe fünf Seiten, vollgepackt mit 16'800 und ein paar zerquetschten Zeichen und der Botschaft, dass der Stadtrat die Verkehrsberuhigung im Säliquartier beibehalte. Ein Politikum in der Kleinstadt, gewiss, ein wichtiges und komplexes Thema, ganz ohne Zweifel, aber trotzdem: Muss das sein, das übliche Mass an Quantität um das Dreifache zu übersteigen? Flugs dankte ich dem Stadtschreiber, einem enorm fleissigen Schaffer, und schrieb ihm per Mail, er habe sich selber übertroffen – 16'830 Zeichen inklusive Leerschläge, das sei ein echter Dienst am redigierenden Kunden.
 
Geantwortet auf meine zynische Bemerkung hat er mir leider nicht. Ob ich noch hätte schreiben sollen, dass wir ihm diese Last gerne abnehmen, weil wir selber auch solche Communiqués verfassen? Und erst noch viel lieber für ihn als für Putin? Aber ich denke, das weiss er.
 
    

 

Ostersack
 
  

Der Ostersack

Wer zu Ostern seine Mitarbeitenden, die Kundschaft oder ganz einfach Freunde oder Familie mit individuell gestalteten Ostersäcken überraschen möchte, ist bei der Borna Arbeits- und Wohngemeinschaft in Rothrist goldrichtig. In deren Werkstätten füllen Menschen mit Beeinträchtigung die Ostersäcke mit viel Liebe und Freude an der Arbeit mit Schoggi-Osterhasen, Schoggi-Eili und weiteren Süssigkeiten ab (Details in diesem PDF).
Auf Wunsch können die Ostersäcke auch individuell gestaltet werden. Fabrice Bernegger, Bereichsleiter Werkstatt, nimmt die Bestellungen gerne bis spätestens 4. April per Mail entgegen.
    
   
Uns allen wünsche ich friedvolles Denken und Tun.

Wolfgang Niklaus  
Geschäftsführer chilimedia GmbH