Liebe Leserin
Lieber Leser

Dialoge dieser Art, auf Augenhöhe, mag ich sehr. Der Inhalt?
Einem mir nur namentlich bekannten Unternehmer, der nicht zu unserem Kundenstamm zählt, habe ich spontan ein Mail geschickt, wie ich dies ab und an zu tun pflege. Meine Botschaft an ihn: Seine jüngste PR im Lokalblatt hätte ich gesehen, es habe ja viel, sehr viel, zu lesen gegeben. «Zu viel für meinen Geschmack», schrieb ich wörtlich. Ich bat ihn weiter, meine Direktheit zu entschuldigen, aber es gehöre nun mal zum Anspruch, den ich an mein Unternehmen tagtäglich habe, inhaltlich und optisch das Know-how und die Leistungen meiner Kundinnen und Kunden bestmöglich an deren (potenzielle) Kundschaft zu bringen. Getreu unserem Credo: «Gut zu wissen, dass Ihr Wissen gut verkauft wird.»
 
«Das ist auch Ihr Anspruch, davon bin ich überzeugt», schrieb ich weiter. «Aber ich befürchte: Eine Vielzahl der eigentlich interessierten Leserinnen und Leser ist im Verlaufe der Lektüre des PR-Artikels ausgestiegen oder schlimmer noch: Hat gar nicht erst angefangen zu lesen ... » Dies ganz einfach deshalb, weil der Text viel zu lang und der Bildanteil der PR-Seite viel zu klein sei. Mit dem Titel des Berichtes mache man mich zwar extrem neugierig auf Leistungen und Produkte seiner Firma – eingelöst werde dieses Versprechen aufgrund der unattraktiven «Bleiwüste» jedoch nicht.
 
«Falls Sie nun der Ansicht sind, die Öffentlichkeitsarbeit Ihres Unternehmens gehe mich gar nichts an – einfach mein Mail wegklicken oder gleich löschen», schrieb ich weiter. «Falls Sie aber eine nächste PR durch uns gestaltet und textlich begleitet haben möchten, so können wir uns gerne unverbindlich auf ein Kafi treffen.» Meinem Mail fügte ich zwei Beispiele gelungener PR-Seiten aus unserem Haus bei.
 
Keine Stunde später, und das gefiel mir so sehr, erreichte mich bereits die Antwort des Mannes, ebenfalls per Mail. Er verdankte meinen Input und schrieb, dass seine Inserate keinen Designpreis bekämen, dessen sei er sich «sehr bewusst». Man schwimme damit gegen den Mainstream der oft gepriesenen «Emotionsbilder» und setze auf informative Texte. Genau dies hebe sein Unternehmen von der Masse ab, höre er doch oft von seinen Kunden, diese würden immer seine «interessanten Inserate» lesen. Mehr noch: Oft kämen diese mit der ausgeschnittenen PR bei ihm ins Geschäft. Seine Kundschaft sei nun mal «sehr informationshungrig».
 
Sein Mail schloss er wie folgt: «Sollte jedoch die Kundschaft längere Zeit ausbleiben, müssten wir wohl unser Werbekonzept, welches wir schon seit vielen Jahren befolgen, nochmals überdenken. Dann würden wir gerne auf Sie zurückkommen.»
 
Ich verdankte meinerseits wiederum die rasche und selbstbewusste Reaktion und erwiderte, dass ich ihm in diesem Falle «ganz uneigennützig» wünsche, dass er nie Bedarf haben werde, uns zu kontaktieren. «Falls aber doch, freue ich mich darauf, Sie dereinst kennenzulernen.»
    

 

Interdiscount
 
  

Präsent zur Unzeit

Eine gröbere Sünde in der aktuellen Zeit: Interdiscount verschickte jüngst an mehrere Redaktionen im Lande Gratis-Leuchtreklamen. Ein «Plastikungetüm», so nannte es der «Tages Anzeiger», welches Medienschaffenden die Teilnahme an einem Anlass schmackhaft machen sollte, bei dem das Unternehmen sein neues Ladenkonzept präsentieren will. Wie der «Tagi» richtig schrieb: Ein Werbegeschenk aus China, das unnötig Strom verbraucht? Selten gab es einen unpassenderen, schlechteren Zeitpunkt für ein solches Geschenk. Tatsächlich beschied Interdiscount auf Anfrage der Zeitung denn auch, der Entscheid für diese etwas auffälligere Einladung sei «bereits vor der aktuellen Situation» getroffen worden.
 
Den späteren Versand indes hätte man allemal stoppen müssen, finde ich. So flexibel sollte man schon sein, zumal die Muttergesellschaft Coop sich selbst ja bloss als «nachhaltigste Detailhändlerin der Welt» bezeichnet. Alles klar.
    

 

 
 
  

Die Pension

Unser chiliTeam per Ende November verlassen wird Nicolas Russi. Er erfüllt sich seinen lang gehegten und immer offen kommunizierten Wunsch, bereits mit 62 in Rente zu gehen. So ungern wir ihn nach rund acht Jahren ziehen lassen, so sehr freuen wir uns mit ihm, dass er seinen Plan in die Tat umsetzen kann. Wer Nic Russi kennt, weiss auch: Auf der Ruhebank Platz nehmen wird er nicht. Er wird nun viel mehr Zeit haben für seine geliebte Theater- und Regietätigkeit und für vermehrte sportliche Aktivitäten. Schön, dass wir ihn künftig für einzelne ausgewählte Projekte als Freelancer werden verpflichten dürfen.
 
Nic Russi
 
Schon jetzt wünschen wir ihm alles Gute und verdanken seine grossartige Arbeit. Wer Nic Russi in meinem Unternehmen und als stellvertretenden Geschäftsführer ersetzen wird, kommunizieren wir bei anderer Gelegenheit.
    
   
Ich wünsche reichlich Herbstbunt. Und die passende Veränderung zur richtigen Zeit.

Wolfgang Niklaus  
Geschäftsführer chilimedia GmbH