Liebe Leserin
Lieber Leser

Ja, auch ich mag sie nicht: Sprachnachrichten. Nicht mal dann, wenn Verwandte und liebe Freundinnen sie mir schicken. Die Unsitte nimmt auf mein Befinden keine Rücksicht und verbreitet sich immer weiter. Allein per WhatsApp werden heute mehrere Milliarden solcher Nachrichten verschickt. Täglich. Laut Statistik vor allem von 10- bis 30-Jährigen. Fakt ist: Die Jungen haben verlernt, zu telefonieren. Sie tun es nicht gern. Und können es oft gar nicht. Laut Umfrage eines britischen Mobilfunkanbieters würden sechs Prozent der befragten Jugendlichen zwischen 18 und 24 selbst im Notfall nicht telefonieren – sondern eine Sprachnachricht absetzen! Leider setzt sich dieses Kommunikationsinstrument mehr und mehr auch bei der älteren Generation durch.
 
Ich weiss: Der Trend zur Sprachnachricht spiegelt auch die Lebensweise unserer immer mobileren Gesellschaft wider. Kommunikation geschieht nicht mehr in speziellen Zeitfenstern und in synchron getakteten Tagesabläufen. Sie passiert immer – und das ist per se natürlich völlig in Ordnung. Aber sie passiert mit diesem Mittel meines Erachtens ohne Rücksicht auf Verluste.
 
In der Theorie tönt es verheissungsvoll: Die Absenderin kann ihre Nachricht sprechen, wenn sie Zeit hat. Ich als Empfänger höre sie dann ab, wenn es für mich passt. Aber stimmt das wirklich? Jedes einzelne Mal, wenn ich eine Sprachnachricht erhalte, empfinde ich dies als kleinen psychischen Terror. Ich fühle mich in hohem Masse genötigt, die Message abzuhören. Jetzt. Sofort! Um mir dann viereinhalb Minuten meiner nur beschränkt vorhandenen Zeit um die Ohren zu schlagen, bis sie – endlich – auf den Punkt kommt. Und ich mich zum wiederholten Male frage: Wäre das nicht auch mit Tippen gegangen? Mittels geschriebenem Text, den ich in ein paar Sekunden gelesen hätte?
 
Für Menschen mit einer Lese- und Schreibschwäche sind Sprachnachrichten gewiss eine grosse Erleichterung, das lasse ich gelten. Auch wer sehr schlecht sieht, kriegt von mir noch Goodwill. Allen anderen Anwenderinnen dieser Einbahnstrassen-Kommunikation lege ich ans Herz: Wenn ich auf Sprachnachrichten konsequent mit einer Textnachricht antworte – könnte es sein, dass ich lieber auf diesem Weg kommuniziere?
 
Die überaus sture Verwendung der weiblichen Form übrigens habe ich bewusst gewählt. Gefühlte 95 Prozent aller Sprachnachrichten, die mich erreichen, haben eine Absenderin.
    

 

Genderstern
 
  

Gendern mit Gewalt

CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner hatte sich am Berliner Wahlabend am Sonntag bei den «Berlinerinnen und Berlinern» für das Vertrauen bedankt. So stehts im offiziellen Communiqué der Partei. In der schriftlichen Version auf der Website der Nachrichtensendung «ZDF heute» indes wurde Wegner mit Genderstern zitiert: «Die Berliner*innen haben uns und mir das Vertrauen gegeben.» Mit Verlaub, liebe Redaktion: So geht das nicht! Dass Wegner die Sternchen-Variante verwendet, würde allen bisherigen Äusserungen von ihm selber und von seiner Partei widersprechen. Das kann man selbstredend schlecht finden – aber es gibt keiner Redaktorin und keinem Redaktor das Recht, eine Mitteilung ideologisch zu verfälschen..
    

 

Pong
 
  

Pong, Version 2.0

Achtung, Suchtpotenzial: Nebst den laufenden Ausstellungen bietet das Museum für Kommunikation auf seiner Website auch eine moderne Version des allerersten Videospiels: Pong, das 1972 von Atari auf den Markt gebracht wurde und die Älteren unter uns daheim fasziniert auf dem Fernsehgerät gespielt haben. Beim Museumsbier geht dies noch bis am 9. März jeden Donnerstag mit Bier in der Hand und bei vergünstigtem Eintritt in ausgewählte Ausstellungen der Museen.
    
   
Ich wünsche eine genussreiche Zeit.

Wolfgang Niklaus  
Geschäftsführer chilimedia GmbH